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Urlaub nach Brisbane
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Fotos von Australien 2003
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Reisebericht 2003
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Filmbanner
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Siebte bis zehnte Woche 2003

(Gleich zu den Fotos? Dann hier oder oben auf das Opernhaus klicken!!!)

 

27.02. – 26.03.2003

Inhalt:
Festival 27.2 - 2.3
Travel 3.3 - 5.3
Melbourne 5.3 - 8.3
Home 9.3 - 15.3
Nightlife and the days after 15.3 - 18.3
Driving 19.3 - 26.3

Festival

Seit dem letzten Bericht hat sich einiges getan, ich sitze in einem kleinen Häuschen in St. Kilda East, Melbourne im Wohnzimmer, aus der Küche zieht Bratenduft herüber, mehrere Katzen schleichen um die Beine, der Fernseher läuft und im Hintergrund schreit ein kleines sechzehn Monate altes Kind...

Aber von vorn und zurück nach Sydney. 
Für Donnerstagabend war ich ja bereits verabredet, da ich mit Linn und Damian die bevorstehende Mardi Gras Parade besprechen sollte, vor allem aber ein gemütliches Abendessen einnehmen wollte. Zunächst begann auch dieser Abend jedoch wieder im Mansions... Nach dem Essen waren wir dann mit zwei Israelische Freunde von Linn (bzw. Freude von einem Freund - wie das hier halt so geht) verabredet. Natürlich mussten auch diese das O'Malleys kennen lernen!

Linn hatte an diesem Tag zudem endlich ihr Appartement beziehen können. Ich war erst spät am Abend zum Essen aus dem Norden Sydneys zurückgekommen und hatte noch keine Gelegenheit gehabt es zu besichtigen. Linn bestand nach dem O'Malleys unbedingt darauf, dass ich mir das Appartement jetzt noch ansehen müsse. Was dazu führte, dass ich Ihr neues zuhause zum ersten Mal Nachts um zwei Uhr besuchte... eigentlich sollte ich ja auch noch übernachten, da aber das Gästebett dummerweise noch gegen ein normales Sofa ausgetauscht worden war, schlief ich doch lieber wieder in meinem Bus...

Das Appartement ist im übrigen nicht nur mit der Lage am Rande des Rotlichtviertels etwas ungewöhnlich, sondern in der Aufteilung. Es hat zwar fünf Fenster, aber nur eines welches tatsächlich einen Ausblick zulässt. Drei der Fenster liegen an einem 2m² großen Schacht und können sich über Eck jeweils nur selber betrachten und das vierte Fenster öffnet sich zum Hausflur. Sonst aber ein schönes und geräumiges Appartement und mein neues 'offizielles' Zuhause.

Als ich am nächsten Tag wieder in Kings Cross ankam, um die letzten Seiten ins Internet zu stellen, versuchte gerade neben mir eine eigentümliche Frau einen anderen Van durch ein kleines Vorderfenster zu öffnen, schloss es dann aber schnell und verschwand. Als ich fünf Minuten später immer noch am Wagen war, kam auch die Frau in hinkender Begleitung eines ebenfalls ungewöhnlichen Mannes wieder vorbei und versuchte abermals den Wagen auf diese unübliche Weise zu öffnen. Was mich dazu veranlasste, mal nach zu fragen ob sie denn nicht vielleicht auch einen Schlüssel zu dem Wagen hätte... Nein, sie hätte natürlich keinen Schlüssel und wollte auch nur das Fenster schließen, dies hätte sie im übrigen heute auch schon bei fünf anderen Autos gemacht, da die Leute ja so vergesslich wären... Konsequent dieser Linie folgend, war sie schnell verschwunden und fünf Minuten später sah ich sie mit Ihrem Kumpanen in der nächsten Seitenstrasse. Da mir das alleine zu dumm wurde und ich vielleicht auch nicht der überzeugendste Zeuge bin, ohne Wohnsitz, als Traveller und mit mäßigen Englischkenntnissen, sah ich mich nach Verstärkung um. Praktisch, dass gerade ein Mädel vorbei kam, die ersten Zeit, zweitens Lust und drittens das Vertrauen hatte mitzukommen um die beiden anderen zu verfolgen. Im Sinne der Glaubwürdigkeit half es vielleicht nicht viel, da sie ebenfalls eine Backpackerin aus Holland war, dafür verabredeten wir uns, nachdem wir die beiden eine Zeit verfolgt, beobachtet und der Polizei gemeldet hatten, für den nächsten Tag zum Kaffee.

Während der Verfolgung liefen wir auch noch Linn über den Weg, die mir mitteilte, dass am Abend bei Ihr einen Videoabend mit den zwei Israelis stattfinden würde und ich doch dazu kommen solle. Nachdem ich alles weitere erledigt hatte, u.a. noch meine Bankkarte abgeholt usw., war die Pizza schon fertig und ein Abend mit der 'Matrix' und einem lustigen aber blödsinnigen Film vorbereitet.

Nach dem Kaffee am Morgen, war ich mit Linn für eine Fahrt zu Ikea verabredet, um eine riesige Liste an Kleinigkeiten zu besorgen, die in der Wohnung noch fehlten. Anschließend bin ich dann für die letzten zwei Nächte in Sydney wieder ins Hostel gezogen und habe ein wenig Schlaf nachgeholt.

Samstagabend war schließlich die Mardi Gras Parade, nach dem obligatorischen Treffen im Mansions mit Linn, Damian und den beiden Israelis ging es los zu einem denkwürdigen Abend. Ich hatte für bei den schwulen Freunden von Damian in deren Haus wir zu Beginn gehen wollten, ja einiges erwartet, dass es vorwiegend Frauen sein würden und ein kleines drei jähriges Mädchen dabei wäre, jedoch nicht. Da Linn sich gleich das kleine Mädchen schnappte und das Mädchen wiederum auch mich mit in Anspruch nahm, hatten wir unsere Unterhaltung auf jeden Fall gefunden. Dies stellte sich nach kurzem auch als ganz Hilfreich heraus, da die alleinerziehende Mutter schon einiges getrunken hatte und schließlich erheblich Gras rauchte. Es folgte der Umzug zu einem weitern Freund von Damian mit der gesamten Gruppe, bei welchem die Kleine mit Begeisterung die Magnetfiguren am Kühlschrank neu zusammenbaute. Ich weiß ja nicht, ob diese Figuren für dreijährige geeignet waren, auf jeden Fall hatte sie einen reisen Spaß mit den nackten Männern in Ledergürteln... und war bestens für die Schwulen und Lesbenparade Mardi Gras vorbereitet.
Spätestens bei der Ankunft bei der Parade war ich der einzige noch nüchterne, somit setzt ich mir die Kleine auf die Schultern und hatte damit eine Perfekte Berichterstattung über das Treiben auf der Strasse, da sie die einzige aus unser Gruppe war die überhaupt etwas sah. Sie war allerdings dermaßen begeistert und aus dem Häuschen, dass ich mich doch langsam weiter nach vorne durcharbeitete, nach kurzem einen guten Platz hatte und am Ende schließlich in der ersten Reihe stand. Ich hatte dafür jedoch auch tatkräftige Unterstützung von oben. Die Kleine war so entzückt, dass ich froh war die Begeisterungsschreie nicht direkt ins Ohr zu bekommen und die vor uns stehenden, z.T. aus Freundlichkeit und zum anderen aus Selbstschutz Platz machten. Ich hatte somit das Vergnügen, mit der enthusiastischsten Person unter allen Zuschauern die Parade zu feiern.

Nach dem Ende der Veranstaltung ging es wieder in eine Wohnung von Damians Freunden, wo dann im dunklen Hinterhof und dem Badezimmer gemeinsam mit Linn verstecken gespielt wurde. Ich hatte dabei wahrscheinlich die größten Sorgen, da ich in den dunklen Ecken schon die ein oder andere größere Spinne vermutet habe. Da aber keiner das Licht angemacht hat, habe ich nichts gesehen und außerdem war ich ja der Giant, der den anderen Angst einjagen sollte... Funktioniert natürlich nicht wirklich bei einer kleinen Person, die sich selbst von wildfremden, besoffenen Männern die auf der Straße vor sie springen und grauenhaft schreien nicht aus der Ruhe bringen lies, kenne kaum jemanden der dabei nicht hysterisch aufgeschrieen hätte. Also die Kleine ist auf jeden Fall für ein Leben in Kings Cross gerüstet.

Um kurz vor zwölf musste die Kleine dann aber doch mal nach Hause und wir zogen weiter ins Mansions. Dieses hatte sich zwischenzeitlich wieder zu einer respektablen Disko verwandelt und zusammen mit den beiden Israelis, Damian und Linn wurde es eine sehr, sehr lustige Nacht. So gegen fünf war ich dann noch mit Linn etwas Essen, da wir das Abendessen beide vergessen hatten und außerdem besser noch mal etwas neutrales trinken wollten.

Schon am Sonnabend hatte ich mich auf einen Zettel am Schwarzenbrett bei Sarah gemeldet, die eine Mitfahrgelegenheit nach Melbourne suchte. Da wir uns ja noch nie gesehen hatten sollte ich sie am Sonntag in der Apotheke besuchen, bei der sie arbeitete. Klingt ja auch ganz plausibel, als ich ankam hatte ich mit einer riesigen Apotheke (eher Drogerie), ca. zwanzig Angestellten und unzähligen Kunden trotz Sonntag, dann doch ein kleines Problem. Also nach einer Sarah durchgefragt, die ich noch nie gesehen hatte... Noch einmal für den Abend verabredet, da doch etwas viel Betrieb war.

Anschließen habe ich dann noch einmal Nataly besucht und mit ihr den Strand von Manly. Nach einem schönen Spaziergang und Cafebesuch musste ich auch schon wieder zurück und Nataly wollte auch noch nach Bondi zum Abendessen mit Freunden.

Das zweite Treffen mit Sarah war ebenfalls etwas kompliziert, da diesmal eine Abschiedsfeier mit zahlreichen Freunden in einer Bar angesagt war, dummerweise waren diesmal ca. 200 Leute dort und ich hatte sie nur einmal kurz gesehen... Schließlich aber doch gefunden und nach ein wenig Smalltalk war die Verabredung zur gemeinsamen Abreise nach Melbourne am nächsten Morgen vereinbart. Zum Abschied sollte ich noch einmal bei Linn vorbeischauen, für einen gemütlichen Fernsehabend, der allerdings auf Grund der vorangegangenen Termine etwas kurz ausfiel.

Travel

Sarah ist Irin, war aber dennoch ganz gut zu verstehen - wenn sie denn gesprochen hat... Ein Australier den ich gemeinsam mit Ihr getroffen habe, erzählte uns von seiner Irlandreiseerfahrung, dass er dort nicht richtig mit den Menschen in Kontakt gekommen ist, da alle immer mit gesengtem Kopf durch die Straßen gelaufen sind und nur das nötigste geantwortet hätten. Ganz so war es nun nicht, aber wir haben während der drei Tage Reise viel Musik gehört - und hervorragend gegessen. PS: Ich hatte die Iren ja auch schon anders erlebt, aber das war meistens nach Mitternacht in einem Pub mit viel Alkohol...

Diesmal ging es im dritten Anlauf Melbourne zu erreichen über die Küstenroute, da ich am Mittwochabend schon Steffi in Melbourne treffen und Sarah am Donnerstag zum Grand Prix gehen wollte, war der Zeitrahmen relativ eng gesteckt. Dennoch hatten wir Zeit genug einige fantastische Strände zu besuchen und sollte ich auf der Rückreise mehr Zeit haben, werde ich mit Sicherheit einige der guten Surfmöglichkeiten nutzen. Der erste größere Strand den wir besuchten, war nicht nur in einer wunderschönen Bucht, mit toller Vegitation im Hintergrund gelegen, sondern hatte auch noch dermaßen feinen weißen Sand, dass er bei jedem Schritt unter den Füssen quietschte!

Am Abend des ersten Tages wollten wir zum Pebbly Beach der mir schon von mehreren Travellern empfohlen worden war. Nach zehn Kilometern über eine Sandpiste, die in Deutschland höchstens als Forstweg freigegeben wäre, kamen wir mit einer immensen Staubwolke hinter uns in der Dämmerung an. Dafür fanden wir aber auch fast so etwas wie einen Campingplatz und eine Reihe anderer Reisender. Für das Barbeque hatten wir uns schon zuvor eingedeckt und waren mit den Gasgrills am Strand startbereit für das Abendessen. Zunächst mussten wir allerdings erst mal die zahlreichen Kängurus begrüßen, die den Strand und den Campingplatz bevölkerten. Die phantastische Bucht mit einem schönen Sandstrand ist am Abend mit all den Kängurus kaum zu beschreiben, aber auf dem Rückweg werde ich sicher ein paar Fotos machen. Das ausführliche Abendessen mit mehreren gegrillten Sorten Fleisch, Maiskolben, Kürbis, Paprika, Zwiebeln, Tomaten und Salat lockte allerdings nicht nur uns an... Nach kurzer Zeit mussten wir es heftig gegen ein Opossum verteidigen, welches sich weder durch rufen, noch schubsen oder Wasserduschen wirklich abschrecken lies. Eigentlich ein niedliches Tier wusste es anscheinend, dass es in Australien unter Naturschutz steht, wir hingegen waren nicht so sicher welche Verteidigungsart es wohl uns gegenüber anwenden würde und die Krallen sahen nicht ganz stumpf aus. Mit einer Kombination aus schubsen, schreien, trampeln und lautstarkem Verfolgen gelang es uns den Eindringling für einige Zeit vom Tisch fern zu halten. Gegen Ende des Essens fühlte sich allerdings auch noch ein Känguru dazu berufen, unseren Grill genauer zu inspizieren, was uns dann doch langsam zum Rückzug animierte.

Ich muss wirklich einigermaßen harmlos oder vertrauenswürdig wirken, anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, dass Sarah keine Bedenken hatte mit mir zusammen, nach Melbourne zu fahren und an einem relativ einsamen Strand mit mir zusammen im Bus zu übernachten, nachdem sie mich gerade mal einen Tag kannte. Ich habe mir ja andersrum schon Gedanken gemacht, als Frau hätte ich jedenfalls kein gutes Gefühl dabei gehabt. Andererseits braucht man einfach auch ein wenig Vertrauen beim reisen, den Rat eines anderen deutschen Reisenden aus Sydney habe ich auf jeden Fall noch nicht berücksichtigt. Beim Packen seines Rucksackes hatte er stolz seine kleine Axt präsentiert, mit den Worten 'get yourself a small axe'. Dieselben Worte hatte er nämlich von mehreren anderen Reisenden gehört mit der Erläuterung, dass das wichtigste Equipment auf Reisen in Australien eine kleine Axt sei... Er hatte seine zwar nur beim Aufbau des Zeltes zum Heringe einschlagen benötigt, versicherte aber, dass er sie immer unter dem Fahrersitz liegen gehabt hätte - für alle Fälle... Untermauert wurde das ganze durch eine Story über einen seiner Freunde: Als sich eines nachts in der Einsamkeit Westaustraliens drei komische Gestalten seinem Wagen näherten, war der Freund, ungeachtet dessen dass er gerade unbekleidet war, mit seinem Baseballschläger (Alternative zur Axt) mit lautem Gebrüll aus dem Wagen gestürmt ist - Der Erfolg war ihm auf der Stelle sicher...

Am nächsten Morgen präsentierte sich der Platz dann vollständig als Zoo! Wir Frühstückten mit den Kängurus im Rücken und zahlreichen bunten Papageien, die diesmal versuchten unser Essen zu bekommen, von dem Opossum war nichts mehr zu sehen, dafür aber eine Vielzahl von Vögeln und schließlich auch noch ein Lizard (eine 1,50m lange Echse).

Weiter ging es die Küste entlang mit einem kleinen Abstecher zu einem kleinen Örtchen, dass wie aus Wildwestfilmen geschnitten schien und dementsprechend zahlreiche kleine touristische Geschäfte aufweisen konnte. Gegen Abend hatten wir plangemäß Cape Conran erreicht, allerdings war es bei unsrer Ankunft schon so dunkel, dass wir aufpassen mussten keine Kängurus zu überfahren und das Campingareal nicht mehr gefunden haben. Da wir auch keine Ahnung hatten, welche Tiere diesmal um uns herum lebten nahmen wir das Abendessen lieber im Bus ein...

Wir hatten diesmal direkt am Strand geparkt, doch das Meer nur noch gehört und nicht mehr sehen können, um so überraschter war ich als sich dieser Küstenabschnitt am nächsten Morgen als äußerst rau und felsig präsentierte. Direkt nach einem kleinen Sandstreifen begann das Riff im Wasser. Die Wellen brachen überall und in erheblicher Größe, der leichte Regen und ein zur Umgebung passender stürmischer, wolkenüberzogener Himmel ließen die Lust auf ein Bad gegen Null sinken, aber für einen Spaziergang entlang der eindruckvollen Szenerie war noch Zeit genug - und die übliche kalte Dusche musste auch noch überwunden werden. Von unserem Standplatz verlief ein z.T. befestigter Weg über die Ausläufer des Riffs direkt am Wasser entlang, welcher zudem noch mit Informationen über das Leben der Aborigine an diesem Küstenabschnitt versehen war. 

Dies war besondere verblüffend, da wir in den letzten hundert Kilometern bevor wir nach Cape Conran kamen nur noch eine kleinere Siedlung gesehen hatten, uns nur noch wenige Autos begegnet waren und wir am morgen nur zwei Australier trafen die sich außer uns noch an diesem Küstenabschnitt aufhielten. Der sogenannte Princess Highway ist in diesem Küstenabschnitt nur noch eine einfache Landstraße die durch bergiges Gebiet führt. Bemerkenswert, wenn man Bedenkt, dass wir uns immer noch auf dem Weg zwischen den beiden größten Städten Australiens befanden und man dennoch das Gefühl hatte, dass einen sicherlich vor Ende des Jahres niemand finden würde, sollte man sich seitlich in die bewaldeten Berge schlagen. Gut es ist nicht der direkte Weg, aber immerhin die zweit wichtigste Verbindung zwischen Melbourne und Sydney.

Jetzt war ich doch einigermaßen gespannt, ob ich es denn im dritten Versuch auch ohne Autoprobleme nach Melbourne schaffen würde... Noch kurz einen Abstecher zum Ninety-Mile Beach, was bedeutet 145 km reiner Sandstrand an einem Stück - unglaublich! Dann auf die letzten Kilometer und ... unglaublich, nicht nur dass das Auto hielt, das Wetter wurde wieder schön mit wie gemalten Schäfchenwolken am Himmel und als wir an der Bucht von Melbourne ankamen war das erste was ich sah: Windsurfer!

Melbourne

Bei meinem letzten Besuch vor acht Jahren hatte Melbourne keinen besonders guten Eindruck hinterlassen, nicht nur dass ich immer noch fasziniert von Sydney war, sondern es regnete ständig war kalt und kam mir irgendwie mehr wie eine Nordeuropäische Großstadt vor... Diesmal gibt es sich allerdings alle Mühe dies wieder gut zu machen. Trotz Herbstanfangs haben wir in der Hälfte aller Tage um die 30° C und an den anderen Tagen meistens guten Wind! Dazu noch eine geschützte Hafenbucht mit schönen Stränden. Die Surfer ärgern sich zwar, da die Wellen meistens zu klein zum surfen sind, für mich zu Windsurfen ist es aber ideal. So habe ich nachdem ich Sarah zu ihrer Gastfamilie gebracht, mich bei Steffi an- und gleich wieder abgemeldet, da ich als erstes auf Wasser musste...

Melbourne habe ich somit zum ersten Mal richtig vom Wasser aus gesehen, sicher nicht die schlechteste Art eine Stadt genauer kennen zu lernen. Bei Einbruch der Dunkelheit konnte ich mir dann noch schnell einen Stadtplan kaufen um mich in das Verkehrschaos der Innenstadt zu stürzen und den Weg zum Backpacker von Steffi zu finden.

Von dort aus machten wir uns mit einer Gruppe von ca. 10 Leuten die Steffi z.T. noch aus Surfersparadise kannte auf den Weg in die Nacht, wo wir einen lustigen und interessanten Abend im Club-UK verbrachten. Anschließend machte ich mich wieder mal auf die Suche nach einem ruhigen Plätzchen zum Übernachten in einer Viermillionen-Stadt.

Für den nächsten Morgen war ich mit Steffi, Nicole und Azu für den Besuch des Victoria-Market verabredet, hatte zunächst aber Startschwierigkeiten. Da war es wieder das alte bzw. diesmal ein neues Autoproblem. Die Batterie war total leer, dies war mir zwar schon zweimal passiert, aber nur weil ich das licht oder den Kühlschrank aus versehen an gelassen hatte. Nun war aber eigentlich alles ausgeschaltet, also wieder einmal um Starthilfe bitten - es lief wieder alles, aber mir schwante böses...

Zunächst verbrachten wir jedoch einige Stunden auf dem gigantisch großen Markt mit einer Mischung aus Touristennepp, Kleidung, Obst und Gemüse und Spezialitäten. Anschließend spazierten wir alle zusammen den ganzen Nachmittag durch die Stadt und ließen uns schließlich in einem Cafe nieder. Dummerweise hatte Steffi noch die Idee, dass ich sie und Azu am Abend ja noch mit dem Auto zum Zug bringen könnte, von wo aus die beiden sich auf den Weg nach Adelaide, Alice Springs und anschließend wieder nach Surfersparadies machen würden. sicherheitshalber überprüfte ich das Auto zwei Stunden vorher noch mal und siehe da, wieder tot. Diesmal half allerdings auch das Überbrückungskabel nichts mehr, was mir nun richtig Sorgen machte. Am Morgen hatte ich auch schon die Überbrückung von meiner Ersatzbatterie erfolglos probiert. Diese hatte ich mir im Hinblick auf meine Vergesslichkeit mit dem Licht und nach einem Blick auf die sehr alte eingebaute Batterie schon besorgt. Nun ging wieder einmal gar nichts und das Auto musste auch noch aus dem Parkplatz geschoben werden, da dieser bald schließen würde und der Bus dann die Nacht über festsäße. Wieder einmal den Pannendienst angerufen, in Victoria ist dies ein anderer als in New South Wales, so dass zunächst auch noch dort meine Mitgliedschaft überprüft werden musste. Nach kurzem kam auch die schon bekannte Hilfe, diesmal mit anderm Namen und oh Wunder anderem Ausgang! Nach einem Blick auf mein Starthilfekabel meinte der Techniker nur mitleidig, es sei ein Wunder, dass es überhaupt jemals mit der Überbrückung geklappt hat und holte seine Kabel. Somit war nur die Batterie hinüber und da hatte ich ja noch Ersatz - schnell umgebaut und alles lief wieder tadellos. Unnötig zu erwähnen, dass mir bei meinen zahlreichen Mechaniker besuchen immer wieder versichert worden war, dass meine alte Batterie noch in Ordnung sei.

Wieder erwarten konnten ich somit in Begleitung von Nicole, Steffi und Azu zum Bahnhof bringen und verabschieden. Anschließend war ich dann wieder einmal allein unterwegs und hatte mir für den nächsten Tag vorgenommen mir vielleicht doch mal den Formel Eins Grand Prix Zirkus etwas näher anzusehen.

Am Morgen wurde ich von lautem Lärm geweckt, obwohl ich etliche Kilometer von der Rennstrecke entfernt übernachtet hatte schienen die ersten Trainingsrunden von Albertpark über die ganze Stadt zu dröhnen. Das wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Das auf dem Ticket dick aufgedruckt ist, dass es sich um eine gefährliche Veranstaltung handelt, Unfälle geschehen können und der Besuch der Veranstaltung auf eigene Gefahr geschieht, lässt einen doch etwas stutzig werden. Nachdem direkt an der Rennstrecke der erste Wagen an mir vorbeigedonnert ist, besorgte ich mir dann doch das Grand Prix Survival Kit mit: Ohrstöpseln, Heftpflastern, Sonnencreme, Erfrischungstüchern und vier Kopfschmerztabletten. Außer den Ohrstöpsel, habe ich zwar glücklicher Weise nichts benötigt, aber die waren ganz bitter nötig.

Die Rennstrecke liegt fantastisch mitten in Melbourne in einem großen Park um einen großen künstlichen See herum. Neben der ersten Qualifikation zur Formel 1 gab es noch verschiedene andere Rennen, von Oldtimern über Minis bis zu V8-Supercars. Zudem ein riesiges Rahmenprogramm von Musik, über Ausstellungen, Motorradstunts, Rennsimulatoren bis hin zu Flugshows von Düsenjets, Hubschraubern und Propellerflugzeugen. Insbesondere diese kleinen Flugzeuge waren atemberaubend, in Formationsflügen mit z.T. nur 3 m Abstand untereinander flogen sie so dicht über dem Boden, dass man die Piloten gut erkennen konnte und drehten Pirouetten und Loopings die ich vorher noch nie gesehen hatte. Bei strahlendem Sonnenschein und über 30° C ein wirklich spannender Tag und dies obwohl mich die Formel 1 sonst eigentlich kaum interessiert.

Der nächste Tag war wieder bedeckt und auf Grund des starken Windes hörte man auch kaum noch etwas von der Rennstrecke, somit war die Tagesplanung klar! Am äußersten Limit meines kleineren Segels hatte ich einen riesen Spaß, musste allerdings erheblich mit den ordentlichen Windwellen und der ungewohnten Brandung kämpfen, so dass ich immer schnell total geschafft war. Also entweder ich muss doch mal Fitness machen oder schleunigst besser werden... Beruhigen war jedoch, dass ich mich mit einem anderen Surfer unterhielt, der bisher nicht so intensiv gesurft und somit ebenfalls noch nicht so gut war. Ihm war die See an diesem Tag eindeutig zu rau und er gab nach den ersten Versuchen lieber ganz auf.

Ganz so schlimm kann es um meine Kondition auch nicht bestellt sein, da ich nach dem ich mich erholt hatte am Abend noch in den Palace aufbrach. Da hatte ich sie endlich meine Großraumdisco mit drei Verschiednen Tanzflächen und Musikstilen, dumm nur das bestimmt keiner außer mir über 22 war, wenn überhaupt. Egal, ich hab mich noch bis um vier Uhr morgens austoben können.

Home

Mit dem am Vorabend noch ausgemachten Termin um 12 Uhr Mittags für einen Besichtigungstermin eines Zimmers in einem Haus in St. Kilda wurde es somit schon knapp. Nachdem auf Grund des Grand Prix kein Bett mehr in einem Hostel zu bekommen war und ich von den Surfmöglichkeiten begeistert war, hatte ich kurzerhand beschlossen in eine WG einzuziehen und für einen Monat in Melbourne zu bleiben. Zudem wäre es für die finanzielle Situation nicht schlecht, noch einen Monat zu arbeiten bevor Timo nach Sydney kommt und wir weiter nach Brisbane reisen. Ich besorgte mir somit die Samstagszeitung versuchte es bei drei Anzeigen noch am Samstagabend um 8.30 Uhr - nach dem Surfen - und fand eine WG bei der ich mich mal umsehen konnte auch wenn ich nur einen Monat bleiben wollte.

Ich stand somit um kurz nach zwölf vor der etwas versteckten Eingangstür eines etwas älteren Hauses in St. Kilda East und auch wenn es nicht unbedingt die Party-WG mit vier Mädels sein würde, die ich aus Hildesheim gewohnt war ;-) gefiel es mir. Neben einer kleine Familie mit Aimee, Nick und Winona (16 Monate) wohnt noch Mike im Haus und zeitweise kommt Nicks Tochter aus erster Ehe Jessie (9) zu Besuch. Ich holte also das Geld für einen Monat von der Bank und zog auf der Stelle ein, was dort natürlich alle verblüffte, aber ich hatte keine Lust mehr auf eine weitere kalte Dusche und ihnen passte es auch.

Somit konnte ich Wäsche waschen, groß einkaufen gehen, kochen und warm duschen! Eigentlich hatte ich auch schon vorgehabt mir mal die Anzeigen für Jobs durchzusehen, wie ich dann erfuhr würde am Montag jedoch Feiertag sein. Ich konnte mich somit erst mal ganz in Ruhe in St. Kilda umsehen.

Nachdem soweit alles geregelt war und ich mein erstes eigenes Zimmer in Australien hatte, meldete ich mich endlich bei Toby, bei dessen Abschiedsparty ich im Herbst noch mit Sandra zusammen gewesen war und der mittlerweile einen Praktikumsplatz in Melbourne gefunden hat. Da er für den Montagnachmittag auch noch nichts vor hatte, konnte ich gleich vorbei fahren und ihn besuchen kommen. Für Melbournerverhältnisse wohnt er noch nicht wirklich weit von mir entfernt, aber 45-60 Minuten benötigt man dennoch - ohne Stau. Das Haus welches er zusammen mit einem Australier bewohnt ist schon gigantisch, groß, neu und mind. 45 Min. von Zentrum, Strand und Meer entfernt aber nur 15 Min. von seiner Arbeit. Bei strahlendem Sonnenschein und schönem Garten bot sich natürlich das Standartessen der Australier an: Barbeque! Einkaufen bei dem riesigen 24 Stunden Sieben Tage die Woche Coles Supermarkt gleich um die Ecke ist natürlich auch ein Standortvorteil. Das wir anschließend auch noch das Eiscafe besuchen mussten, da der Film im nagelneuen Kinocenter (natürlich um die Ecke) erst in einer Stunde beginnen würde, war wirklich Pech ;-)

Man mag über Jackass denken was man will, der Film ist jedenfalls gnadenlos witzig - und geschmacklos und ... , aber witzig!

Ich hatte mir ja ursprünglich vorgenommen, zunächst auf einer Baustelle zu jobben, um das ganze mal wieder von der anderen Seite kennen zu lernen, auf Grund der zahlreichen Anzeigen für Architekten und Bauzeichner, versuchte ich es jetzt aber doch erst mal bei den Architekturbüros. Nach den ersten drei ermutigenden Anrufen stellte sich aber doch heraus, dass ich auch für eine kurzfristige Beschäftigung hier einen anständigen Lebenslauf auf englisch benötigen würde. Da ich mich in Deutschland bisher noch nicht einmal richtig beworben hatte, musste ich jetzt meinen Lebenslauf erst mal aktualisieren und dann übersetzen. Schnell ein Buch besorgt in dem die englische Art Lebensläufe zu schreiben aufgeführt ist und dann an die Arbeit. Englisch schreiben ist eindeutig noch schwieriger als sprechen, speziell in einem solchen Fall. Nach einem Tag war ich dann aber so weit, dass ich eine Version fertig hatte. Nachdem Nick einmal drüber geschaut hat ging es damit in die E-Mail.

Anschließend konnte ich dann aber endlich wieder mit ruhigem Gewissen an den Strand gehen! Da mein Zimmer jetzt nur fünf Minuten mit dem Auto von dem Strand entfernt liegt an welchem man hervorragend surfen kann, habe ich dies in den folgenden Tagen auch ausführlich genutzt. Obwohl ich mich am Freitag und am Wochenende vormittags immer wieder an die Altlasten aus meinem alten Büro in Hildesheim gesetzt habe, blieb somit genügend Zeit für Strandbesuche oder surfen. Bei einem dieser Besuche wurde dann allerdings mein Auto eingebrochen, jedoch nur um mein Licht auszuschalten welches ich mal wieder angelassen hatte. Ihr könnt Euch vielleicht meine Verblüffung vorstellen, als ich einen entsprechenden Zettel an meinem Auto vorfand, auf dem der freundliche Einbrecher noch seine Telefonnummer hinterlassen hatte, falls ich mich Bedanken wolle und mir eine gute Reise wünschte. Da musste ich mich natürlich mal melden! Yuri aus Ungarn erzählte mir dann, dass er einen ähnlichen Van hätte und sich daher mit dem Öffnen gut auskenne, im übrigen könne man sich ja mal auf ein Bier treffen! Was sagt man dazu...

Zunächst wurde unser Haus jedoch von einer Invasion heimgesucht. Da Jessi Geburtstag hatte und zudem noch ein Cousin und eine Tante Geburtstag hatten, war eine große Familienfeier angesetzt zu der die Verwandten aus ganz Australien zusammen kamen. Die Familien sind glücklicherweise nicht ganz so groß gewesen, ein lustiger Kindergarten war es aber dennoch. Der kleine Cousin ist zudem bestimmt der einzige Halbdeutsche, der in Alice Springs geboren wurde. Alice Springs liegt genau in der Mitte von Australien mit über 1000km in alle Richtungen bis zur nächsten nennenswerten Zivilisation. Dies wiederum hatte zur Folge das er ganz enttäuscht war, dass es hier nicht regnete, da es dort kaum regnet kennt er fast keinen Regen. Dafür war er aber ganz begeistert vom Autofahren, da es hier eindeutig mehr und aufregenderen Verkehr gibt als in einem kleinen Ort in der Mitte der Wüste. Wie sein Vater, mit Sicherheit der einzige Deutsche der in Alice Springs lebt, es dort aushält ist mir allerdings noch schleierhaft, das muss wirklich Liebe sein.

Nightlife and the days after

Für Sonnabend hatte mir Mike versprochen mir mal die Clubs in der City näher zu bringen. Dies gestaltete sich aber etwas schwieriger als erwartet, da wir etwas spät dran waren und keine Mädels dabei hatten erzählten uns etliche Türsteher etwas von Privatparties und Einladungen...  Vielleicht lag es auch mal wieder am nicht korrekten Outfit für den jeweiligen Laden, wer weis das schon so genau, in Sydney waren die Türsteher immerhin so fair mir zu sagen, dass sie meine Schuhe nicht mögen... Schließlich hatten wir aber doch einen Club gefunden und was für einen. Auf meiner Skurrilitätenskala belegt er mit Sicherheit einen der ersten drei Plätze! Finster, über drei Stockwerke verteilt fanden sich die letzten Überbleibsel der Punkkultur. Richtig angezogen waren wir hier auch nicht, aber daran störte sich jedenfalls niemand. Wir hatten einfach zu wenig Leder, Lack und Totenköpfe oder sonstige Knochenteile an uns... Die Musik war leider auch in den Anfängen der Punkkultur stehen geblieben und schien sich über die Zeit auf ein Lied zu reduzieren. Eine gewisse Hoffnung setzten wir noch in die Lifeband, die um zwölf spielen sollte. Die reine Mädchenband war schon beindruckend, oder vielmehr wie man eigentlich ganz passabel aussehende Mädchen dermaßen verunstalten kann. Leider beschränkte sich der Unterschied zwischen den einzelnen Stücken nur auf die Texte, die auf Grund des übrigen Lärms nicht mehr zu verstehen waren. Das Positivste war noch, dass die permanenten Rückkopplungen in der Musik kaum auffallen. Ich höre ja eigentlich fast alle Musikrichtungen, auch stumpfsinnige, aber hier war eindeutig eine Schmerzgrenze erreicht. Eventuell lag es aber auch daran, dass ich am Tag zuvor schon einmal lange Zeit ohrenbetäubende Motorengeräusche gehört hatte, der Sound war zum verwechseln ähnlich... Wir machten uns also auf zum nächsten Club von dem Mike behauptete das es genau das Gegenteil von dieser Veranstaltung wäre. Er sollte recht behalten, eine schicke designte Technodisko, allerdings auch fast ohne Publikum. Obwohl die Musik naturgemäß auch nicht zu den abwechslungsreichsten gehörte, konnte man doch die typischen Tempo- und Melodiewechsel ausmachen. Vielleicht bin ich es auch nur mehr gewohnt es gefiel mir  jedenfalls, nur als einziger oder zweiter wollte ich auch nicht zwingend auf die Tanzfläche. Einen Versuch hatten wir noch, nach elendig langem warten kamen wir endlich hinein. Auch in Melbourne legen die Türsteher anscheinend wert darauf eine ordentliche Schlange zu produzieren, um zumindest den Eindruck eines beliebten Schuppens zu erreichen oder einfach um ihre Macht auszuspielen und zu genießen. Immerhin waren hier genügend Leute, gute Stimmung und anständige Musik. Der Vorteil an einer nervenden Warteschlange ist allerdings, dass man um sich herum genauso genervte Personen hat, mit denen man sich schon zwangsläufig unterhält und somit erste Bekanntschaften schließen kann. Nachdem Mike und ich etwas früher als unsere neuen Bekannten hineinkamen, trafen wir die Gruppe aus zwei Australiern und einer asiatischen Australierin erst nach einiger Zeit im Hinterraum wieder. Gemeinsam feierten wir dann solange, bis sich die Musik aus der Musikbox die den kleinen Raum beschallte zu wiederholen begann.

Die nächste Woche stand dann ganz im Schatten der Arbeitssuche. In der Tageszeitung waren abermals zahlreiche Abzeigen erschienen und nachdem ich diesmal vorbereitet war, war ich zuversichtlich auch wenn ich auf die ersten drei Versuche gar keine Reaktion erhalten hatte. Ich schrieb also abermals E-Mail und probierte es diesmal auch mit Faxen und Briefen. Für diesen weiteren Anlauf lies ich sicherheitshalber Mike die Bewerbung auch noch mal durchlesen und konnte bei ihm auch ausdrucken. Am Montag rief ich auch noch einige Firmen an und suchte die Woche über im Internet nach Jobangeboten. Allerdings kann man abschließend festhalten, dass die Australier nicht viel von Absagen halten, Nick hatte mich darauf schon vorbereitet, aber lediglich zwei Absagen auf über 20 Versuche gehört nicht unbedingt zum guten Auftreten, auf das hier sonst viel wert gelegt wird.

Genau genommen würde ich auch niemanden für einen Monat beschäftigen, wenn ich nicht gerade in einer absoluten Notsituation wäre. Vermutlich müsste man in einer solchen Situation einfach unehrlich genug sein, um einen normalen Jahres-Vertrag o.ä. zu unterschreiben und anschließend rechtzeitig zum Ende des Monats zu kündigen. Aber das gehört nicht unbedingt zu meinen Stärken. Zum Ende der Woche versuchte ich es dann noch mit verschiedenen Baustellen und Personalagenturen mit unterschiedlichen Jobs bis zum Pizzafahrer, aber stets war der eine Monat oder nun noch drei bis vier Wochen zu kurz... Bei den Baustellen kommt noch hinzu, dass man hier bei etwas größeren Baustellen in der Gewerkschaft sein muss, sonst bekommt man gar keine Arbeit, da sie übrigen Arbeiter andernfalls die Arbeit niederlegen würden. Soll noch mal jemand sagen, dass die Gewerkschaften in Deutschland stark sind... Erklärt auch etwas den entspannten Arbeitsstil den man hier regelmäßig auf Baustellen beobachten kann, genauso wie die Arbeiter, die den ganzen Tag an den Straßenbaustellen stehen und nichts anderes tun als ein SLOW-Schild dem Verkehr entgegen zu halten und es hin und wieder mal auf STOP umzudrehen. Was für ein Job! Die Kunst besteht bestimmt darin nicht irgendwann vor Langeweile einzuschlafen oder tot umzufallen.

Da ich zwischen den Versuchen Arbeit zu finden aber auch noch einiges an Zeit hatte und die Woche über meistens relativ viel Wind blies, konnte ich meine Freizeit hervorragend auf dem Wasser nutzen. Gleich am Montag war ich dazu gegen Abend mal die Küste heruntergefahren um mir einen Überblick über die weiteren Strände in der Nähe zu bekommen. Gleich im nächsten Stadtteil Brighton wurde ich schon das erste Mal fündig, zahlreiche Windsurfer waren nach Feierabend unterwegs. Wie üblich erkundigte ich mich zunächst bei anderen Surfern nach möglichen Gefahren durch Strömungen oder Tiere. Die sollte es dort nicht geben, dafür jedoch einige erhebliche Riffe direkt unter der Wasseroberfläche. Insgesamt war der Einstieg und das Hinaussurfen somit etwas heikler, dafür lieg der Ort aber hervorragend im Wind an einer Landzunge, hat zu beiden Seiten schöne Sandstrände und einen fantastischen Blick auf die Skyline von Melbourne. Zudem hatte ich durch Zufall einen anderen Christian (somit Nr. 3) in meinem Alter gefragt, der selber Deutscher ist, allerdings seit zwanzig Jahren in Melbourne lebt, mit kurzen Unterbrechungen für Studienaufenthalte in der Schweiz und Deutschland. Die ersten Jahre hat er zudem in Indonesien verbracht. Mit Christian III habe ich mich seit dem häufiger an den Stränden der Umgebung getroffen und immer gute Informationen über die Surfmöglichkeiten bekommen. Da wir die nächsten Tage z.T. sogar zu starken Wind bekommen haben, ich hab es zwar noch mal mit meinem kleinen 5,3 m² Segel versucht, musste aber ordentlich kämpfen um überhaupt wieder kontrolliert an Land zu kommen. Kein Wunder, wenn selbst Christian mit 15 Jahren Surferfahrung und einem 4,5 m² Segel meinte er würde zeitweise etwas unkoordiniert durch die Luft fliegen. Dafür konnte ich dann vom Land aus beobachten, wie die Australier vor dem Strand Loopings und Drehungen hinlegten, dass mir schon vom zusehen fast schlecht wurde.

Driving

Bei einem weiteren Erkundungstrip Richtung Süden kam ich schon in der Dämmerung bei einer kleinen Plattform im Meer an, von der ich mir die dortige Küste genauer ansehen wollte. Dummerweise gestaltete sich das wegfahren mal wieder etwas schwierig. An den vorangegangenen Tagen war der Rückwertsgang, welcher immer schon schwer einzulegen war immer wieder von alleine herausgesprungen, so dass man ihn während des Fahrens mit Kraft festhalten musste. Ich staunte allerdings nicht schlecht, als ich wieder Einstieg und sich die Gangschaltung völlig frei bewegen lies und gar kein Gang mehr zu wechseln war. In Gedanken schon beim üblichen Telefonanruf schaute ich mir jedoch zunächst mal den Motor an. Siehe da, unterhalb des Motors baumelte eine Stange völlig frei herum und lag schon fast auf dem Boden. Nach einem Blick unter das Auto wurde deutlich, dass die Stange das Getriebe mit der Gangschaltung verbunden hatte und nun vom Getriebe abgefallen war. Nachdem ich das ganze wieder zusammen gesteckt hatte, ging auch die Schaltung wieder, fehlte nur noch die Mutter, welche augenscheinlich auf das Gewinde gehörte um das Gestänge auch während der Fahrt zusammen zu halten. Vom Original war nichts mehr zu sehen und ich hatte auch keine passende dabei... Da es langsam Dunkel wurde, ich mindestens einen steilen Hang zur nächsten Straße vor mir hatte, der nächste Laden weit entfernt war und schon geschlossen hatte, blieb nicht mehr viel übrig. Auf keinen Fall wollte ich schon wieder telefonieren, somit blieb noch das Klebeband. Klebeband ist vielleicht nicht optimal um ein Auto zu reparieren, aber in diesem Fall funktionierte es. Anstelle der Mutter verhinderte es das herausspringen der Gewindestange und brachte mich nach Hause und am nächsten Tag zum Baumarkt, wo ich mir eine selbstsichernde Mutter besorgte. Nachzutragen bleibt nur noch, dass ihr Euch vielleicht erinnert, dass sowohl das Getriebe als auch die Kupplung vor ca. 6 Wochen vollständig von Mechanikern ausgebaut und erneuert wurden... aaaahhgg Jetzt bleibt auch der Rückwärtsgang wieder drin...

Ermutigt von diesem Erfolg sah ich mir auch gleich noch mal den Vergaser an, da der Bus schon seit der letzten Reparatur verdächtig viel Sprit verbrauchte und zudem dem der Tschock keine Reaktion mehr zeigte. Das Gestänge am Vergaser sah jetzt etwas anders aus als ich es wieder zusammen gebaut hatte und beim zweiten Blick stellte sich heraus, das der Tschock überdreht und somit verkeilt war, nach der Entwirrung funktionierte auch das wieder. Musste nur noch das Standgas wieder auf ein normales Maß heruntergeregelt werden, da dieses augenscheinlich auf Vollgas eingestellt worden war... Was soll man da sagen...

Für Samstag hatte ich mich wieder mit Tobi verabredet, nach einem Ausflug seinerseits in die Weinberge der Umgebung, war er so begeistert, dass er dort unbedingt noch mal hin wollte. Das Hinterland von Melbourne ist zwar nicht ganz so bergig, wie in Sydney, dennoch ist die Landschaft wirklich sehr schön. Da wir einfach ohne Plan drauf losfuhren, befanden wir uns allerdings bald auf der Rückseite der Berge, welche offensichtlich von den Regenschauern der letzten Wochen nicht viel mitbekommen hatten und somit noch sehr braun und trocken waren. Nachdem wir uns von einer Obstplantage ein paar Birnen zur Verpflegung gemopst hatten, kamen wir plötzlich zu einer abenteuerlichen Brücke und anschließend begann die Schotterpiste. Diesmal waren wir mit Tobys Auto unterwegs, wodurch ich entspannt mitfahren konnte, Toby war auf Grund der etwas mangelhaften Reifen und des nicht wesentlich besseren Zustandes des Autos jedoch nicht ganz so entspannt. Als uns ein kleines Schild dann plötzlich darauf hinwies, dass für die folgende Strasse Allradantrieb empfohlen würde wurden wir ja etwas stutzig. Die Straße sah aber gut aus, es war trocken und nicht zu staubig, also gut eine Empfehlung bleibt eine Empfehlung, versuchen kann man es ja mal. Nach kurzem kam eine erhebliche Steigung, die das Schild dann zu rechtfertigen schien, aber mit etwas Schwung geht es da schon hoch... Geschafft, doch was ist das? Nach einer kleinen flacheren Strecke schien es unter mind. 60° nach oben zu gehen. Netterweise gab es eine kleine Wendemöglichkeit. Die Steigung wollten wir uns dann aber noch genauer ansehen! Der Weg war vollkommen aufgerissen und so steil, dass wir zu Fuß schon Schwierigkeiten hatten und nach kurzem außer Atem kamen. Unter keinen Umständen kommt jemand ohne Allradantrieb diesen Weg hoch, eine Empfehlung ist in Australien halt doch etwas anderes... Auf dem Weg nach oben war dann auch ein vollkommen zerfleddertes Autowrack zwischen die Bäume gewickelt und oben angekommen waren die Schilder etwas eindeutige: Steile Neigung, keine Autos nach diesem Punkt und ein eindeutiges Zeichen für Allradantrieb...

Nachdem wir extrem langsam und Vorsichtig wieder die ersten 'kleinen' Steigungen zurückgefahren waren - von oben sieht es immer noch steiler aus als von unten - befanden wir uns wieder sicher auf dem Rückweg. Kurz vor der Brücke wurde uns dann auch klar, das wir wohl die falsche Abzweigung genommen hatten. Es kommen wohl aber auch nur die Australier auf die Idee ein Sackgassenschild bei einer Gabelung genau zwischen zwei Straßen zu stellen, und damit auch noch die Straße zu meinen, die gerade aus geht, breiter ist. Nein, ist schon logisch, dass die Hauptstraße die kleine Straße ist, welche den Berg hinauf geht, hinter einer schmalen Kurve verschwindet und Adlernest heißt... Na ja, so hatten wir etwas erlebt, das Auto überlebt und wir konnten uns noch mal richtig mit den leckeren Birnen eindecken...

Für Sonntag schuldete Toby einem Mädel welches in einem Hostel in der Innenstadt arbeit noch ein Barbeque, zu welchem ich und sein Mitbewohner ebenfalls eingeladen waren. Somit fand ich mich nach dem Frühstück um 1 Uhr im Hinterhof des Hostels ein, um direkt ins Mittagessen überzugehen. Trotz der Lage mitten in der Innenstadt hatte das Hostel hatte einen sehr gemütlichen, grünen Hinterhof und machte auch sonst einen guten Eindruck.

Im Anschluss schlenderte ich noch einmal durch die Stadt um in einem Internetcafe den letzten Anlauf in der Jobsuche zu starten und stolperte dabei über ein griechisches Festival! Ein ganzer Straßenzug war gesperrt, mehrere Bühnen aufgebaut, einige kleine Fahrgeschäfte installiert und alles voller Griechen! Angeblich hat Melbourne die größte Griechische Gemeinde außerhalb Griechenlands, vielleicht fühle ich mich nach all den Ferien in Griechenland auch deshalb hier so wohl... Auf jeden Fall sollte ich wohl lieber hier Griechenlandurlaub machen anstelle die Zeit mit der Arbeitssuche zu verbringen!

Die nächsten zwei Tage habe ich dann überwiegend hier im Haus oder im Garten verbracht und diesen Bericht geschrieben, wenn ich mich nicht gerade habe ablenken lassen, durch Winona, Mike, den Fernseher, die Katzen, das Essen, Wäsche waschen, Einkaufen, Geburtstagsgeschenke organisieren, kaputte Glastüren durch den Transport von Kühlschränken, die Zeitung, den Krieg, Peace-Zeichen am Himmel, das Internet oder einfach die kleine Spielzeug-Eisenbahn mit der dringend mal wieder jemand spielen musste :-)

 

Genießt die ersten warmen Sonnenstrahlen des Frühlings auf der anderen Seite und die letzten warmen hier!!!

CU

Christian

 

Auch diesmal hat es wieder lange gedauert bis man hier unten angekommen ist und wer dennoch sich die Fotos bis zum Schluss aufbewahrt hat sollte jetzt schnell hier auf den Text klicken

Aktualisierungsdatum: 16.11.03
Bearbeitet von Christian Wetjen

 


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